Was ist Amateurfunk?
Der Amateurfunk ist ein technisches Hobby, das sich mit den Möglichkeiten
drahtloser Nachrichtenübertragung befasst. Funkamateure sind Leute, die sich in
ihrer Freizeit mit Wellenausbreitung, mit dem Bau und Betrieb von Sendern und
Empfängern, mit Antennen, Messgeräten und Zubehör beschäftigen.
Tradition
Es ist erst gut hundert Jahre her, dass es im Jahr 1888 dem deutschen
Physiker Heinrich Hertz zum ersten Mal gelang, elektrische Schwingungen zu
erzeugen und in einiger Entfernung wieder zu empfangen. 1897 begann mit Marconi
die Geschichte der "Telegrafie ohne Draht". Erst mit der Erfindung der
Elektronenröhre als Verstärker entstand 1923 die drahtlose Funktechnik mit
einer sich rasend schnell entwickelnden "Unterhaltungselektronik" (Rundfunk und
Fernsehen).
Die ersten kommerziellen Stationen benutzten damals Frequenzen unterhalb von
1,5 MHz (man würde heute Mittelwelle dazu sagen) und man gab die Frequenzen
darüber (Kurzwelle) als unbrauchbar für Funkamateure frei. Am 27. November 1923
wurde die erste zweiseitige Funkverbindung auf kurzen Wellen zwischen einem
amerikanischen und einem europäischen Funkamateur hergestellt, und zwar auf
einer Wellenlänge von etwa 110 Meter, das sind etwa 2,7 MHz. Das war, was die
Funkamateure damals noch nicht wussten, die Geburtsstunde der
Kurzwellenfunktechnik. Denn es stellte sich bald heraus, dass man auf kurzen
Wellen mit weniger als 100 m Wellenlänge (oberhalb von 3 MHz) mit einem
Bruchteil der Energie auskam, welche die kommerziellen Großstationen auf den
langen Wellen brauchten. Die Funkamateure waren es also, die diese Eigenschaft
der Kurzwellen entdeckt hatten!
Um Frequenzüberschneidungen zu vermeiden, wurden im Jahre 1927 in einer
Konferenz die kurzen Wellen (das sind die Wellen von 100 Meter bis etwa 10 Meter
Wellenlänge herab) unter den staatlichen und kommerziellen Funkstellen verteilt
und den Funkamateuren mehrere schmale Bereiche in der Nähe von 160, 80, 40, 20,
15 und 10 Meter Wellenlänge überlassen. Das Ergebnis dieser Konferenz wurde in
einem schriftlichen internationalen Vertrag niedergeschrieben, der als
"Internationaler Fernmeldevertrag" noch heute Gültigkeit hat. Der
Amateurfunkdienst war amtlich anerkannt und als gleichberechtigter Funkdienst
festgeschrieben.
Amateurfunk - CB-Funk - PMR-Funk - Seefunk
Deshalb also haben die Funkamateure das Recht bekommen, bestimmte Bereiche
der Kurzwelle zu benutzen, um eigene Versuche durchzuführen. Man hat diesem
Umstand in Deutschland nach dem Krieg mit dem so genannten "Amateurfunkgesetz"
Rechnung getragen, das immer wieder den neuen Gegebenheiten angepasst wurde und
in der letzten Version von 1997 vorliegt.
Nicht zu verwechseln ist der Amateurfunkdienst mit Funkanwendungen wie dem
CB-Funk auf 27 MHz oder dem moderneren PMR446. Die Funkgeräte besitzen hier nur
geringe Reichweite und dürfen nicht verändert oder an Leistungsverstärkern
betrieben werden. Insbesondere der CB-Funk („Citizen Band“) wurde inzwischen
mehr und mehr durch Mobiltelefone (Handys) verdrängt.
Die Funkgeräte solcher Funkanwendungen bedürfen einer behördlichen
Prüfnummer, ihr Betreiber hingegen benötigt keine weitere Genehmigung. Beim
Amateurfunkdienst ist es genau umgekehrt. Als Funkamateur darf man seine
Funkgeräte und die Antennenanlage selbst bauen oder gekaufte Sender verändern.
Dafür verlangt die zuständige Behörde gewisse Kenntnisse, die bei einer Prüfung
nachzuweisen sind. Mit dem so genannten „Amateurfunkzeugnis“ kann man ein
internationales Rufzeichen beantragen, das unter Beachtung der jeweils
nationalen Gesetze in der Regel auch zum Funkbetrieb im Ausland berechtigt.
Das Seefunkzeugnis hat übrigens nichts mit dem Amateurfunkzeugnis zu tun.
Auch das Seefunkzeugnis berechtigt nicht zum Selbstbau von Funkanlagen und
gestattet auch nicht den internationalen Kurzwellenfunkbetrieb.
Das Hobby Amateurfunk
Lohnt sich heute noch die Beschäftigung mit der Funktechnik und lohnt es sich
Funkamateur zu werden? Ich sage: „Ja, denn Amateurfunk wird nie langweilig.“ Das
Hobby Amateurfunk ist sehr vielfältig. Da gibt es auf der einen Seite
diejenigen, denen es auf das Gespräch mit anderen Funkamateuren auf der ganzen
Welt ankommt. Die Funkverbindung kann entweder in Telefonie (Sprache) oder auf
irgendeine digitale Betriebsart mit Hilfe von Text- oder Bildübertragung
stattfinden. Digitale Betriebsarten werden meistens mit Hilfe des Computers
durchgeführt. Ständig werden von Funkamateuren neue digitale
übertragungsverfahren "erfunden", die dann weltweit von den anderen
Funkamateuren ausprobiert werden. Die Programme dafür bekommt man meistens
kostenlos im Internet.
Sehr interessant ist auch die Nutzung von Amateurfunksatelliten. Funkamateure
haben eigene Satelliten gebaut, die ständig die Erde umkreisen und die man als
Umsetzer nutzen kann. Neuerdings kann man sich mit mobilen oder tragbaren
Funkgeräten mit Umsetzerstationen verbinden, die ihrerseits mit dem Internet
verbunden sind und dann irgendwo anders auf der Welt einen anderen Umsetzer
ansprechen, um dann eine Funkverbindung in andere Kontinente herzustellen.
Dieses Verfahren heißt Echolink. Man benötigt dafür keine große Antennenanlage
mehr.
Auf der anderen Seite gibt es die "Techniker" unter den Funkamateuren, die gern
ihre Funkanlage selbst bauen und die selbst gebauten Geräte ausprobieren wollen.
Wegen der komplizierten Technik der Geräte mit teils einzeln schwer
beschaffbaren Bauteilen werden gelegentlich Bausätze angeboten, die man
eventuell selbst ergänzt und schließlich zu einem Funkgerät zusammenbaut. Ein
entsprechendes Projekt finden Sie hier auf
der Lehrgangs-Homepage www.dj4uf.de.
Am Markt existiert ein umfangreiches Angebot hochwertiger Funkgeräte und
Zubehör. Ein Kurzwellengerät kostet etwa ab 1000 Euro, ein Funkgerät für
Ultrakurzwelle ist schon für deutlich weniger Geld erhältlich. Wichtig ist eine
wirkungsvolle Außenantenne. Im einfachsten Fall handelt es sich um einen
mindestens zehn Meter langen Draht im Garten oder einen Stab von etwa 5 m Länge
auf dem Dach. Auf UKW sind die Antennen deutlich kleiner. Da Funkamateure mit
bis zu 750 Watt Sendeleistung arbeiten dürfen, müssen Sie gegenüber der
zuständigen Behörde die Einhaltung von Feldstärkegrenzwerten für Personen und
Herzschrittmacher nachweisen. Entsprechende Kenntnisse gehören zum
Prüfungsstoff.
Das Amateurfunkzeugnis
Wer Spaß daran hat, elektronische Funkgeräte oder Antennenanlagen selbst zu
bauen oder gern mit Funkamateuren auf der ganzen Welt sprechen möchte, muss die
Prüfung zum Amateurfunkzeugnis ablegen. Man unterscheidet derzeit zwei
Zeugnisklassen. Die Klasse E (Novice Licence) für den Einsteiger erfordert bei
der Prüfung Kenntnisse über die Grundlagen der Elektrotechnik, Elektronik und
Funktechnik, sowie Gesetzeskunde und Kenntnisse über die Durchführung des
Funkbetriebs. Mit dem Amateurfunkzeugnis Klasse E darf man nicht nur
Ultrakurzwellenfunkbetrieb, sondern seit 2006 auch Funkbetrieb auf einigen
Kurzwellenbändern mit eingeschränkter Senderleistung durchführen. Für das
Amateurfunkzeugnis Klasse A sind bei der Prüfung recht umfangreiche technische
Kenntnisse erforderlich. Das Amateurfunkzeugnis Klasse A gestattet den
Funkbetrieb auf allen zugelassenen Bändern mit der maximalen Senderleistung.
Vor 2004 gab es in Deutschland drei Klassen zum Amateurfunkzeugnis. Es waren
dies die Klassen 1, 2 und 3. Um Kurzwellenfunkbetrieb durchführen zu dürfen, war
das Amateurfunkzeugnis Klasse 1 mit einer Morseprüfung notwendig. Klasse 2
gestattete den Funkbetrieb auf den Ultrakurzwellen. Eine Morseprüfung war nicht
erforderlich. Klasse 3 erlaubte den Funkbetrieb auf UKW mit eingeschränkter
Senderleistung (10 Watt äquivalente isotrope Strahlungsleistung). Klasse 1 und 2
wurden ab 2002 zusammengefasst zur Klasse A (ohne Morseprüfung). Klasse 3 wurde
zur Klasse E. Für Europa sieht die CEPT ein Dreiklassensystem vor. Mehr dazu auf
dieser -> Seite.
Personen, die die Prüfung zum Amateurfunkzeugnis bestanden haben, nennt man
offiziell Funkamateure. Die Ausdrücke Amateurfunker oder Hobbyfunker verwendet
man nicht gern für Funkamateure, um sie nicht mit den CB-Funkern zu verwechseln.
Funkamateure erkennt man daran, dass sie während ihres Funkgesprächs ihr
weltweit einmaliges Rufzeichen nennen. Darin weisen die ersten Zeichen (Präfix)
auf das Land hin, gefolgt von einer Kombination weiterer Zeichen zur
Unterscheidung (Suffix). Beispielsweise ist DL1XYZ ein Funkamateur aus
Deutschland, K1ABC ein Funkamateur aus den USA und so weiter.
Hier im Buch geht es um die grundlegenden Kenntnisse zum Amateurfunkzeugnis
der Klasse E. Wenn Sie mitmachen, lernen Sie außer den Grundlagen der
Elektrotechnik auch die notwendigen Kenntnisse aus dem Bereich der Elektronik,
der Sender- und Empfängertechnik, der Antennentechnik und der Messtechnik. Der
Inhalt der einzelnen Lektionen wurde sehr stark an die aktuellen
Prüfungsanforderungen angepasst. Wer darüber hinaus mehr wissen möchte oder die
Ableitung von Formeln sucht, sollte im Aufbaulehrgang für die Klasse A
nachsehen, in dem alles noch ausführlicher dargestellt ist. Zur Prüfung für das
Amateurfunkzeugnis Klasse E gehören zusätzlich auch Kenntnisse aus dem Bereich
der Gesetze und der Betriebstechnik, die in einem separaten Lehrgang
(Amateurfunklehrgang Betriebstechnik und Gesetzeskunde für das
Amateurfunkzeugnis, ISBN 3-88180-803-5) vermittelt werden. Wer darüber hinaus
mehr wissen möchte oder gar das Amateurfunkzeugnis der Klasse A machen möchte,
sollte sich nach einer erfolgreichen Prüfung zum Amateurfunkzeugnis Klasse E dem
Lehrgang zur Klasse A widmen.
Nun viel Erfolg! Bleiben Sie dran!
Eckart Moltrecht, Januar 2007