Online zur Amateurfunkprüfung                         Was ist der DARC?

DARC e.V. Was ist HAM-Spirit?
von Karl Vögele, DK9HU

  Anmerkung: Natürlich hätten wir Sie auf die schon vorhandenen Seiten auf dem DARC-Server verweisen können, die eine vollständige Darstellung des DARC und seiner Leistungen anbieten.

Wir sind jedoch der Meinung, dass die anschließenden Rede unseres Vorsitzenden Ihnen mehr bietet, als die bloße Auflistung, nämlich eine Momentaufnahme einer lebendigen Gemeinschaft diskutierender Funkamateure, die vehement ihre Interessen gegenüber Politik und Gesellschaft vertreten. Werden Sie Mitglied!


Festrede des damaligen Vorsitzenden des DARC, Karl Erhard Vögele, DK9HU, anlässlich der 31. Deutsch - Niederländischen Amateurfunkertage DNAT und Verleihung der Goldenen Antenne, am Freitag, den 27. August 1999 in der Katharinenkirche zu Bad Bentheim.

Sehr geehrte Damen und Herren,

   gerne möchte ich mich den Begrüßungsworten von OM Siegfried Prill, DC9XU, anschließen, und Sie alle auch aus meinem Munde als Vorsitzender des Deutschen Amateur Radio Club, DARC e.V. und des Runden Tisches Amateurfunk, RTA, recht herzlich zu den 31. DNAT willkommen heißen.

   Ich habe auch gerne die Aufgabe übernommen, die Festrede zu halten und freue mich sehr, dass die DNAT auch zum 31. Male wiederum jene quirlige Aktivität zeigt, welche für die Verbundenheit unter den Funkamateuren jenseits von Grenzen, Politik und Weltanschauung steht.

   Gerade in einer Zeit, in der die Vereinsamung der Menschen und das Verkümmern der sozialen Kontakte beklagt wird, kommt solchen Veranstaltungen und den Vereinigungen der Funkamateure, die hier mitwirken, ganz besondere Bedeutung zu.

   Veranstaltungen bekommen noch ein besonderes Gewicht, wenn sie von den örtlichen Autoritäten unterstützt werden, wie dies in ganz besonderem Maße durch die Stadt Bad Bentheim geschieht. Herr Bürgermeister Alsmeier, Ihnen dafür einen ganz besonderen Dank!

   Den nationalen Verbänden kommt dabei eine weitere wesentliche tragende Rolle zu. Die Anwesenheit von Vertretern der VERON, der VRZA, des DARC und anderer Verbände, legt darüber ein beredt Zeugnis ab. All den ehrenamtlichen Helfern möchte ich von dieser Stelle aus meinen Dank und die Anerkennung für das Mitwirken aussprechen, das nur mit dem Opfer von viel Freizeit und oft auch von finanziellen Mitteln möglich ist.

   Vielfach sind auch andere Organisationen eingebunden, was sich hier bei der DNAT sehr eindrucksvoll durch die Schirmherrschaft des DRK Landesverbandes Niedersachsen dokumentiert, wenn Herr Präsident Dr. Günter Terwey die Eröffnung der DNAT vornehmen wird. Herr Präsident, vielen Dank auch von dieser Stelle aus für Ihr jahrelanges Engagement in Sachen DNAT.

   Wiederum zeigt die Anwesenheit vieler Vertreter aus Politik und Verwaltung, dass die DNAT über ihr funkerisches Anliegen hinaus von großem Interesse ist für die Region und die Vertreter vielfältiger öffentlicher Interessen.

   Für mich dokumentiert sich mit ihrer Anwesenheit auch ein Stück Verantwortung für unser Gemeinwesen. Die Politik verantwortet nicht nur die große Wirtschaftspolitik, Sozialpolitik und viele andere Politikbereiche. In der Landespolitik und besonders in der Kommunalpolitik, steht der Bürger ganz vorne an.

   Unser Gemeinwesen ist nicht mehr denkbar ohne das Engagement des Ehrenamtes, d.h. das Engagement der Vereine, Vereinigungen und ihrer vielen freiwilligen ehrenamtlichen Helfer.

   Durch dieses Engagement entsteht ein gutes Stück dessen, was wir "Wohlfühlen" in unserer Gemeinschaft nennen, was wir meinen, wenn wir Heimat sagen, was wir als "Geborgenheit" in unserem Gemeinwesen empfinden und was so unendlich wertvoll ist für unseren sozialen Frieden.

   Wenn Sie, die Vertreter von Politik und Verwaltung, uns heute hier mit Ihrer Anwesenheit beehren, so ist dies Ausdruck für den Stellenwert des Ehrenamtes und Ihre Verantwortung und ihren Willen, ehrenamtliches Engagement zu fördern. Dafür gebührt Ihnen ein herzliches Dankeschön. Ich begrüße an dieser Stelle Sie Frau Bundestagsabgeordnete Monika Heubaum, Herrn Landtagsabgeordneten Friedrich Kethovn und Herrn Landrat Paul Ricken.

   Sicher werden Sie im Anschluss an diese Veranstaltung mit den anwesenden Funkamateuren kleine Gespräche haben. Suchen Sie sich nicht die Großkopfeten unter uns aus, nein suchen Sie das Gespräch mit dem Funkamateur, um sich ein eigenes Bild vom Alltag des Amateurfunkdienstes machen zu können.

   Ich möchte Sie dazu geradezu ermuntern und ihnen ganz kurz eine kleine Hilfe geben, damit sie sich als Insider fühlen können. Sie wissen also sicher, dass es für den Amateurfunkdienst ein eigenes Amateurfunkgesetz gibt. Auch ist Ihnen gegenwärtig, dass es sich bei dem Amateurfunk um einen offiziellen weltweiten Funkdienst handelt, der im Internationalen Fernmeldevertrag zwischen mehr als 100 Nationen dieser Erde abgesichert ist. Sie wissen Sie sicher auch, dass jeder Funkamateur ein amtliches Rufzeichen hat, das es weltweit nur einmal gibt und das er erst nach einer staatlichen Prüfung erhält, auf die er sich oftmals mehr als ein Jahr vorbereiten muss.

   Nun, wenn ein Funkamateur im Gespräch mit Ihnen Jemand mit "seine xyl", also "seine x, y, l" vorstellt, dann sollten Sie wissen: die beiden Buchstaben YL heissen Young Lady. Wenn Sie einen jungen Funkamateur mit einer jungen Dame vor sich haben, dann machen Ihnen die Buchstaben YL, sicher keine Probleme. Sollte der Funkamateur so jenseits der 70iger sein, so muss man zu den Buchstaben Y und L das "x" hinzuziehen, um das Ganze besser verstehen zu können. Das "x" hört sich an, wenn man es ausspricht wie ex, so wie das Kürzel "nicht mehr" oder "ehemals". Zusammen heißt also xyl "ehemalige young lady". Nun, ich hätte Ihnen vielleicht gleich sagen sollen, dass es sich um die Ehefrau dieses Funkamateurs handelt. Wenn es sich nun statt um seine Ehefrau um eine so genannte Lebensabschnittpartnerin handelt - nun denn, für diesen Fall gibt es international noch keine Abkürzung. Aber wir arbeiten dran.

   Neben diesem Funkamateur könnte ein junger Mann stehen, der Ihnen mit OM Jörg oder Uwe, und dann das Rufzeichen, vorgestellt wird. Vielleicht ist dieser Jörg oder Uwe sein Sohn und gerade mal wenige Lenze alt. OM ist die Abkürzung für Old Man und ist so eine Art Anrede oder Bezeichnung für einen Funkamateur. Old Man heisst also "alter Mann". Nun, OM können Sie werden, egal wie alt sie sind. Sie müssen halt Funkamateur werden. Natürlich signalisiert dieses Wort Old Man Kompetenz und Erfahrung. Ich bin auch mal gefragt worden, ob es die Abkürzung OW, also Old Wife gibt. Nein - noch nicht und ich denke, sie wird es auch nicht geben.

   Nun auf viele andere Abkürzungen, die ihre Ursprünge in der Verständigung per Morsetelegrafie haben, wie QSO für Funkverbindung, QSL für die Bestätigung einer Funkverbindung, QRG für Frequenz, 600 Ohm für Telefon, Vitamin-QSO für Essen, die Harmonischen für Kinder und viele andere möchte ich nicht weiter eingehen, sie sollen ja das nächste Mal noch die Möglichkeit haben, etwas dazuzulernen. Doch eines sollten Sie wissen: diese Abkürzungen stellen praktisch eine internationale Sprache dar, mit der sich alle Funkamateure auf der Welt verständigen können, ohne Englischkenntnisse oder Kenntnisse anderer Sprachen.

 

HAM Spirit

   Doch - eine Abkürzung, oder besser: einen Begriff möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, der uns zu einem wichtigen Thema zurückführt. (Die Abkürzung als solche wird > hier erklärt.)

   Es könnte auch sein, dass der Funkamateur, mit dem Sie heute noch sprechen werden, Ihnen etwas über den Ham Spirit erzählt. Ham ist bekanntlich das englische Wort für Schinken und Spirit ist das Wort für Geist, Schnaps oder ähnliches. Aber weder sind die Funkamateure alle Liebhaber von Schinken - ich z.B. bin Vegetarier - noch von Schnaps - mir schmeckt als Schwabe das Viertele am besten - nein, gemeint ist so eine Art Kameradschaft verbunden mit Verhaltensregeln zur Fairness im Umgang miteinander, zur Hilfsbereitschaft und Neutralität im Umgang mit Politik, Religionen, ethnischen Gruppen usw.

   Damit ist auch im weitesten Sinne mit Ham Spirit die Selbstregulierung unter den Funkamateuren und auch ihre Verantwortung für unser Gemeinwesen angesprochen. International bedeutet Selbstregulierung die Anerkennung und Einhaltung von Empfehlungen, welche einen ordnungsgemäßen und weltweiten Funkbetrieb ohne staatlichen Eingriff ermöglichen.

   In Deutschland, also national zeichnet sich diese Selbstregulierung in vielen Bereichen aus wie z.B. in der Ausbildung der Funkamateure untereinander oder in der Koordinierung von Frequenzen für automatische Stationen wie Relaisfunkstellen usw. Dies ist ein Beispiel dafür, wie man ohne Ruf nach der ordnenden Hand des Staates miteinander Leben kann, staatliche Einrichtungen und Steuergelder hierfür spart und dafür die Eigenverantwortung der Bürger setzt.

   Weil die Funkamateure aus dem Erleben und Gestalten ihrer eigenen Selbstregulierung ganz bestimmte Vorstellungen darüber haben, wie effektiv und ergebnisorientiert solche Mechanismen organisiert sein müssen und funktionieren können, verfolgen wir Funkamateure besonders kritisch alles was staatlicherseits reguliert und verordnet wird, insbesondere wenn der Bereich der Telekommunikation oder gar sie selbst betroffen sind.

   Daher sind wir sehr unglücklich darüber, um nicht zu sagen befremdet und empört, wenn sich unser Staat Überregulierungen erlaubt, welche dem Bürokratismus ungehindert freien Lauf lassen und so das angestrebte Ziel nur noch nebensächlich scheint.

   Lassen Sie mich hierzu Beispiele nennen.

   Gerade Deutschland ist als drittgrößte Industrienation Vorreiter auf vielen Gebieten. So auch im Bereich der Telekommunikation. Die Funkamateure begrüßen es außerordentlich, an dieser Entwicklung teilzuhaben und diese mitzuerleben. Sie ist auch Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg und Wohlstand.

   Es gibt hierbei auch Fehlentwicklungen, die vermeidbar sind, das ist unser Punkt auf den wir aufmerksam machen. Und wenn sie einmal Fakt sind, dann müssen sie korrigiert werden, um Schaden abzuwenden.

   Oft genug haben wir die unseren Mitgliedern nicht vermittelbare Einführung von HSM-Grenzwerten, welche die Träger von Herzschrittmachern vor den Risiken elektromagnetischer Felder schützen sollen, kritisiert.

   Wir Funkamateure wollen auch Leben schützen. Keine Frage. Aber es muss Sinn machen. Doch diese Grenzwerte führen erst einmal dazu, dass alle Mittelwellensender in DL und viele andere Senderbetreiber auch, in ihren Sendeleistungen heruntergeregelt werden und die meisten Funkamateure in nicht zumutbarer Weise Einschränkungen hinzunehmen haben.

   Lassen Sie mich hier ganz klar sagen um Missverständnisse von vorneherein zu vermeiden: diese Einschränkungen müssten wir alle Hinnehmen und wir würden nicht müde sein zu erklären, dass wir froh wären, wenn durch diese Maßnahmen Leben tatsächlich umfassend geschützt wird.

   Nur dies wird eben so nicht erreicht: kein einziger HSM Träger erfährt hierdurch eine greifbare Verbesserung seiner Lebensqualität. Es ist bisher, d.h. in den letzten 50 Jahren kein einziger Fall bekannt geworden, dass ein HSM-Träger durch Funkamateure nachweislich in Bedrängnis kam.

   Wenn aber ernsthafte Risiken anzunehmen sind, warum kann uns dann niemand sagen, warum HSM Träger aus Deutschland überhaupt noch ins Ausland reisen dürfen, denn dort liegen die gleichen Verhältnisse wie in Deutschland vor. Aber es gibt dort solche Regelungen wie in DL nicht und es gibt keine Hinweise darauf, dass so etwas geplant ist.

   Und auch vom Ausland haben wir bislang noch nicht gehört, dass es dort irgendwelche Probleme gegeben hat. Und wenn dem so wäre, warum haben dann die amerikanischen, französischen, belgischen, schweizerischen oder österreichischen Verwaltungen sich noch nicht gezwungen gesehen, Maßnahmen zu ergreifen ?

   Und warum haben wir noch nichts von einer Lobby der HSM-Träger selbst gehört, welche sich für deren Interessen einsetzt ? Bislang sind es nur die Funkamateure, die für die HSM-Träger für eine vernünftige und sichere Lösung kämpfen. Und wenn die noch neueren HSM-Grenzwerte kommen sollten, die sich am Horizonte abzeichnen, dann darf aller Voraussicht nach kein Taxi mehr funken und ein Polizeiauto oder ein Rettungswagen darf dies auch nicht tun ohne sich vorher vergewissert zu haben, dass sich kein HSM-Träger im Umkreis von 10 Metern aufhält.

   Lassen Sie mich es deutlich sagen, worin wir hier eine Fehlentwicklung im Zusammenhang mit der HSM-Grenzwerte-Regelung sehen. Sie besteht in DL darin, dass hier am Symptom kuriert wird, anstatt dafür zu sorgen, dass künftig nur noch wesentlich besser gegen elektromagnetische Felder geschützte Herzschrittmacher implantiert werden dürfen, die es bereits gibt und welche dann in der Tat dem HSM Träger das sichere Gefühl geben können, gegen alle Risiken geschützt zu sein, gleichgültig wie hoch man diese annimmt.

   Doch derzeit dürfen noch solche überempfindlichen Geräte implantiert werden, die dann noch weit über 10 Jahre getragen werden. Dies ist ein unhaltbarer Zustand für die HSM-Träger selbst.

   Wir fragen uns also: Warum ist es Politik und Verwaltung nicht möglich, hier den richtigen Weg zu beschreiten. Warum sind wir gezwungen, vor den Kadi zu ziehen, um gegen diese Überregulierung, diese Zustände und nicht 100prozentig sachgerechte und umfassende Zielsetzung dieser Regelung anzugehen?

   Warum müssen auch wir den Rechtsstaat als Rechtsmittelstaat missbrauchen, um dieser simplen Idee zum Durchbruch zu verhelfen, nämlich vorzuschreiben, nur noch verbesserte Geräte für die Implantation zuzulassen ? Dies ist einfach nicht nachvollziehbar und erweckt den Eindruck, dass nicht der HSM Träger im Vordergrund steht, sondern der Amateurfunkdienst zurückgefahren werden soll, um es einmal sehr zurückhaltend zu formulieren.

   Wir beklagen, dass unsere politischen Entscheidungsmechanismen hier versagen und eine solche Fehlentwicklung zulassen. Das ist der Kern einer Fehlentwicklung, der uns alle angeht.

   Die Funkamateure sind oft die einzigen, welche sehr umfassend immer wieder auf Fehlentwicklungen dieser und auch anderer Art hingewiesen haben. In vielfacher Weise sind die Funkamateure wie ein Frühwarnsystem, das früher als andere Interessengruppen auf Fehlentwicklungen im Grenzbereich zwischen Telekommunikation, Recht und Technik hinweist, welche von Politik und Verwaltung wesentlich ernster genommen werden müssen.

   Ein aktuelles Musterbeispiel einer solchen Entwicklung sind die derzeitigen Bestrebungen, vorhandene Stromversorgungsleitungen und Telefonleitungen in die Wohnungen für digitale Datenübertragungsverfahren unter Verwendung der Kurzwellenfrequenzen zu nutzen, die derzeit in ihrer Übertragungsleistung höher liegen, als die ISDN-Anschlüsse. Wenn man berücksichtigt, wie rasant sich der Bedarf an schneller Datenübertragung entwickelt, dann ist heute bereits abzusehen, dass diese Verfahren, aDSL, xDSL und PLC genannt, heute schon als veraltet angesehen werden müssen.

   Die Datenleitung der Zukunft ist die Glasfaser. Keiner Nation stünde es besser an als der Bundesrepublik Deutschland, hier an kostengünstigeren Lösungen zu arbeiten und hier eine weltweite Vorreiterrolle einzunehmen. Statt dessen werden via aDSL, xDSL und PLC das gesamte Kurzwellenspektrum in weiten Teilen in DL z.B. fr den Rundfunk, Amateurfunk, Bundeswehr und andere ganz oder teilweise unbrauchbar, weil diese so genutzten Leitungen wie viele über ganz Deutschland verteilte Kurzwellensender die Kurzwellenfrequenzen stören. Ganz zu schweigen davon, dass überhaupt noch nicht absehbar ist, welche weltweiten Folgen für die gesamte Kurzwelle damit verbunden sind.

   Was uns Funkamateure beunruhigt, ist einerseits die existentielle Gefährdung des Amateurfunkdienstes, aber für den Standort Deutschland erhebt sich die Frage, warum wir unsere Ressourcen vergeuden und es nicht verhindern können, in ein heute als bereits veraltet anzusehendes Datenübertragungsnetz Milliarden zu investieren, das dazu noch erhebliche Störungen aussendet, anstatt auf modernste Technologien zu setzen, mit denen diese Störungen nicht verbunden sind.

   Hier kranken wiederum unsere Entscheidungsmechanismen in Politik, Verwaltung und Wirtschaft, weil zu sehr durch die Liberalisierung darauf vertraut wird, dass der Wettbewerb zu optimalen gesamtwirtschaftlichen Entscheidungen führt. Dieser Grundsatz ist richtig und diesem Grundsatz verdanken wir durch die mutige Entscheidung eines Ludwig Erhard für die soziale Marktwirtschaft unseren Wohlstand.

   Aber genau so unumstritten ist es, dass die Entscheidungsautomatik über den Wettbewerb nicht immer zu optimalen volkswirtschaftlichen Entscheidungen führt. Hier gilt es Fehlentwicklungen durch ordnungspolitische Maßnahmen zu begegnen. Es ist noch Zeit - und die großen Richtungs weisenden Entscheidungen bedürfen immer dann der Feinkorrektur, wenn Minderheiten in ihrer Existenz betroffen sind. Eine solche Minderheit sind neben vielen anderen auch der Amateurfunkdienst.

   Ich rufe Politik und Verwaltung auf, die Kritik der Funkamateure nicht als bloße Maulerei einer Minderheit zu verstehen sondern als Signal dafür, dass hier frühzeitig Fehlentwicklungen entgegen zu wirken ist. Der Weg des Abstiegs einer Nation in die Zweitklassigkeit führt an der Diskriminierung der Interessen von Minderheiten vorbei.

   Es darf nicht sein, dass Funkamateure, die gegen Technikfeindlichkeit antreten und so einen wesentlichen Beitrag zum Standort Deutschland leisten als solche Wegbegleiter herhalten müssen.

   Wenn wir heute eine Situation erreicht haben, in der unsere Firmen händeringend Ingenieure suchen, aber keine finden, weil kaum noch junge Leute bereit sind, dieses Studium aufzunehmen, dann wird deutlich, welche wichtige Rolle der Amateurfunkdienst in unserem Lande spielt. Es sind die Funkamateure, welche an die Jugend herantreten zu einem Zeitpunkt, an dem die Grundentscheidung für den späteren Beruf fällt. Deutschland braucht Ingenieure und daher braucht Deutschland den Amateurfunk. Und es wird bald heißen: Europa braucht für die Technik aufgeschlossene Menschen, damit Europa sich so entwickeln kann, wie sich die Väter des vereinten Europa es sich vorgestellt haben.

   Deutlicher kann man es nicht sagen, wie wichtig es ist, uns Funkamateure zu unterstützen. Diese bitte, sehr geehrte Damen und Herren aus Politik und Verwaltung, möchte ich Ihnen heute und gerade von der DNAT aus auf dem Weg mitgeben. Ich spreche sicher auch für unseren niederländischen Freunde, denn Amateurfunk ist international und wir leben in einem Europa, welches für unser gemeinsames Leben immer bestimmender wird.

   Diese ständige Bedrohung der Existenz des Amateurfunkdienstes muss endlich aufhören und die Funkamateure dürfen aus dieser Situation, in der sie heute sind, nicht die falschen Schlüsse ziehen. Ihre Verbände arbeiten europaweit daran, dass der Amateurfunk das bleiben kann, was er ist. Aber wir müssen kämpfen.

   Ich rufe daher alle Funkamateure diesseits und jenseits der Grenzen auf, sich von den Widerwärtigkeiten, die uns heute plagen, nicht unterkriegen zu lassen, nach vorne zu schauen und der Welt zu zeigen, dass es sich lohnt, auch in Zukunft Funkamateur zu sein. Nicht das Jammern auf hohem Niveau wird belohnt, nein der Blick nach vorne ist das was wir brauchen. Nicht Probleme machen, sondern Probleme Lösen, darauf kommt es an. Tausende von Funkamateuren werden sich dieses Jahr wieder für den Besuch der DNAT entscheiden. Was zeigt denn deutlicher, dass dieser Amateurfunk lebt und Zukunft hat!

   Ich wünsche der diesjährigen DNAT einen glücklichen und erfolgreichen Verlauf.

   Karl Vögele, DK9HU