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  Erste Amateurfunkpraxis
von Eckart K. W. Moltrecht
DJ4UF

Bei jeder Gruppe von Menschen, jedem Zusammenschluss von Personen, jedem Verein, auch einem Amateurfunk-Ortsverband besteht zunächst eine gewisse Skepsis gegenüber Neulingen, Newcomern, generell gegenüber Fremden. Viel einfacher ist es, wenn man schon vor der Prüfung der Gruppe, dem Verein, dem Ortsverband usw. zugehört und man sich noch etwas führen lässt, um sich von den Mitgliedern zur Prüfung schicken zu lassen. Dann ist man gleich "einer von ihnen".

Wie überall im Leben wird man leicht integriert, wenn man sich an die bestehenden "Spielregeln" der Gruppe hält. Im Amateurfunk sind diese Spielregeln das Verhalten beim Funkverkehr. Was sagt man, wenn man mit einem "Fremden" (einem unbekannten Funkamateur) ein Funkgespräch beginnt?

Gut ist es, wenn Sie die Möglichkeit haben, bei einem befreundeten Funkamateur unter seiner Anleitung die ersten Funkverbindungen zu machen oder an einer Schulstation oder Clubstation zu beginnen. Sehr vorteilhaft ist es natürlich auch, wenn Sie vorher schon eine Zeit lang auf den Bändern zugehört haben.

Der Funkbetrieb auf Kurzwelle unterscheidet sich stark von dem Funkbetrieb auf Ultrakurzwelle. Auf Kurzwelle sind die Gesprächspartner meistens weit weg, auf UKW in FM sind diese meistens aus dem Ortsbereich.

 

Der FM-Simplex-Funkbetrieb

Für Frequenzmodulation ist eine Bandbreite von zirka 12 kHz notwendig. Man hat deshalb den zur Verfügung stehenden Frequenzbereich in Kanäle zu 12,5 kHz aufgeteilt. Diese Frequenzbereiche für den Direktfunkverkehr in FM sollten Sie eigentlich auswendig kennen, denn diese waren ja Prüfungsstoff.

2-m-Band 145,2125 bis 145,5875 MHz
70-cm-Band 430,0125 - 430,387.5 und 433,050 - 434,775 MHz

Wie kann man sich diese "krummen" Frequenzbereiche denn merken? Das ist gar nicht so schwierig. Denken Sie sich zunächst die 12,5 kHz weg und merken sich 145,200 bis 145,600 MHz im 2-m-Band. Da der Sender noch eine gewisse Bandbreite benötigt, müssen Sie von diesen Band-Enden jeweils etwas Abstand halten, denn würden Sie auf 145,200 MHz senden, wäre ja mindestens ein Seitenband unterhalb dieser nicht mehr erlaubten Frequenz. Sie müssen also einen Kanal Abstand halten. Da das Kanalraster 12,5 kHz beträgt, ist also die erste mögliche Frequenz 12,5 kHz oberhalb von 145,200 MHz, also auf 145,2125 MHz. Entsprechend verhält es sich am oberen Ende des Simplexbereiches. Was Simplex bedeutet, habe ich in Lektion 19 bereits beschrieben. Für den Simplexbereich im 70-cm-Band merken Sie sich 430,000 bis 430,400 MHz mit 12,5 kHz Abstand von diesen Eckfrequenzen und den zweiten Frequenzbereich 433,050 bis 434,775 merken Sie sich direkt.

In diesen Frequenzbereichen treffen sich (meist erst nach Feierabend) die Funkamateure einzelner Gruppen (Freundeskreise) oder Ortsverbände, um sich zur Entspannung ein wenig zu unterhalten. Hier ruft keiner "CQ" (erst recht nicht "QRZ"), um ein Gespräch zu beginnen. Meistens wird einer der Funkamateure durch Nennung seines eigenen Rufzeichens den anderen Zuhörern bekannt machen, dass er "da" ist, beispielsweise: "Hier ist DJ4UF" und nicht mehr. Sollte einer der Freunde oder Bekannten auf der Frequenz zuhören, der ihn gern einmal sprechen möchte, meldet er sich ebenfalls mit seinem Rufzeichen und spricht dann den vorherigen OM direkt mit Namen an, um ihn etwas zu fragen und wenn es nur die Floskel ist "Hallo Eckart, wie geht’s"?

Wenn Sie eine Frequenz gefunden haben, von der Sie wissen, dass sich dort ab und zu Funkamateure unterhalten, die Sie gut empfangen können, aber zur Zeit niemand spricht, können Sie selbst eine Runde beginnen, indem Sie auf dieser Frequenz "CQ" rufen. Sagen einfach einmal "Allgemeiner Anruf von DO1ABC." - Natürlich verwenden Sie Ihr eigenes Rufzeichen! - Dann lassen Sie die PTT-Taste direkt wieder los. Sie können zur Abwechslung auch "CQ von delta oscar - 1 alfa bravo charlie" sagen. Rufen Sie aber nicht wie beim Kurzwellen DX-Funkverkehr " CQ CQ CQ von ...", denn normalerweise ist die Verständlichkeit in FM sehr gut und es genügt, alles nur einmal zu sagen.

Wie kann man nun als Newcomer in eine bestehende Gesprächsrunde hineinkommen, wenn man doch niemanden kennt? Hierzu gehört etwas "Fingerspitzengefühl". Interessiert einen das Gesprächsthema über irgend ein technisches Problem, ist es relativ einfach. Möchte man nur gern einmal ausprobieren, ob der eigene Sender oder die Antennen funktionieren oder wie weit man so mit der Anlage kommt, könnte man es folgendermaßen versuchen.

Hören Sie zunächst ein Weilchen zu. Wie schnell schalten die OMs um? Hört man aus dem Tonfall heraus, wann der OM umschalten wird? Können Sie es einschätzen, müssen Sie versuchen, genau in dem Moment den Sender einzuschalten, noch bevor derjenige die Taste losgelassen hat und der andere schon wieder eingeschaltet hat. Melden Sie sich dann dazwischen zum Beispiel mit: "DO1ABC mit einer Frage" und lassen die PTT direkt wieder los.

Hat Sie der andere gehört, wird er sofort darauf reagieren und eventuell fragen: "Wer war da gerade? Bitte schön!" Nun sind Sie an der Reihe. Halten Sie Ihren ersten Durchgang sehr kurz, etwa so: "Hier ist Ralf aus Düsseldorf. Ich habe am Freitag meine Lizenz gemacht und möchte gern einmal wissen, wie ich heraus komme. Mein Rufzeichen ist (nun langsam buchstabieren!) delta oscar 1 alfa bravo charlie." Lassen Sie einfach wieder die PTT los (ohne Worte wie "over" oder break oder ähnlich!) und warten Sie, wer von den Stationen sich meldet. Passen Sie jetzt gut auf und schreiben Sie Rufzeichen und Namen mit, falls Sie diese nicht schon vorher aus dem Gespräch mitbekommen haben.

Alle auf der Frequenz befindlichen Stationen werden Ihnen der Reihe nach sagen, wie man Sie empfangen kann. In FM hat man selten ein S-Meter zur Verfügung oder es sagt nicht viel aus. Man wird Ihnen nur sagen, dass man Sie hier und dort recht gut, sehr stark oder schwach mit Rauschen empfangen kann. Wenn Sie dann wieder aufgefordert werden zu senden, sollten Sie alle Rufzeichen und die zugehörigen Namen nennen können (ablesen vom Zettel) und auch den einzelnen Stationen sagen, wie Sie diese hören. Wenn Sie einzelne Namen zu den Rufzeichen nicht zuordnen können, weil es beim ersten Mal doch viel zu schnell ging, fragen Sie nach!

Dann "verteilen Sie Rapporte". Verwenden Sie aber bitte nicht die Worte "du stehst hier mit S9" oder ähnliche Redewendungen, wie man diese beim CB-Funk hört. Es "steht" niemand, sondern man hört den anderen gut, weniger gut, mit Rauschen und so weiter. Verwenden Sie in solchen Direktgesprächen möglichst wenige Abkürzungen oder Q-Gruppen, wenn man dies auch mit normalen Worten ausdrücken kann. Stellen Sie kurz Ihre Funkstation vor (zum Beispiel "Ich verwende hier einen 2-Watt-Sender an einer Groundplane) und sagen Sie, in welchem Ortsteil der Stadt Sie wohnen, damit die anderen einschätzen können, ob Sie für die Entfernung gut oder weniger gut ankommen.

Zur Verabschiedung bedankt man sich für die Unterhaltung und fragt vielleicht noch, ob man sich morgen eventuell mal wieder in dieser netten Runde melden darf und sagt nicht etwa "danke fürs QSO mit vielen 73, 55 und sonstigen Zahlen". Sprechen Sie ganz natürlich wie mit anderen guten Bekannten. Die Abkürzungen sind für den Telegrafiefunkverkehr erfunden worden. Eventuell kann man einige Abkürzungen noch beim digitalen Funkverkehr mittels Tastatur verwenden, um nicht so lange Wörter schreiben zu müssen. Der "CB-Funk-Slang" ist beim Amateurfunk verpönt.Zurück nach oben

 

Der FM-Relais-Funkbetrieb

Um größere Reichweiten vor allem für Mobilstationen oder für Funkamateure in Tallagen zu erreichen, haben sich die Funkamateure Relaisfunkstellen aufgebaut. Diese wurden meistens ganz privat oder durch Spenden der Mitglieder finanziert. Über diese Relaisfunkstellen darf dann jeder Funkamateur sprechen.

Damit sich solche Relaisfunkstationen nicht gegenseitig stören, wurde beim Deutschen Amateur Radio Club (DARC) eine Koordinierungsstelle eingerichtet. Bevor also jemand ein solches Relais aufbaut und bei der Regulierungsbehörde eine Genehmigung beantragt, muss er erst eine Befürwortung durch den DARC erlangt haben.

Folgende Frequenzbereiche sind in Deutschland für Relaisfunkstellen reserviert.

2-m-Band Relaiseingabe 145,000 - 145,1875 MHz
  Relaisausgabe 145,600 - 145,7875 MHz
70-cm-Band Relaiseingabe 430,950 - 431,825 MHz
  Relaisausgabe 438,550 - 439,425 MHz

Früher war der Frequenzbereich der Relaisausgabe im 2-m-Band von 145,600 bis 145,800 MHz. Weil aber direkt oberhalb von 145,800 MHz der internationale Satellitenfrequenzbereich eingerichtet wurde, muss auch hier ein Kanal (12,5 kHz) Abstand gehalten werden. Deshalb also diese etwas "krumme" Frequenz 145,7875 MHz.

Relais können nur Duplex arbeiten. Dies bedeutet, dass sie auf einer anderen Frequenz hören als senden. Im 2-m-Band senden die Relaisfunkstellen in Europa 600 kHz oberhalb ihrer Empfangsfrequenz. Im 70-cm-Band ist diese "Relaisablage" 7,6 MHz. In anderen Regionen (beispielsweise in den Ländern USA oder Japan) ist eine andere Relaisablage üblich. Wenn man sich ein FM-Funkgerät kauft, das für den Markt in den USA vorgesehen ist, muss man diese Ablage nach Handbuch den europäischen Verhältnissen anpassen, wenn dies überhaupt möglich ist. Bei älteren Funkgeräten geht das nicht, also aufpassen beim Gebrauchtgerätekauf!

Zum Funkbetrieb über Relais: Man beobachtet den Relaisausgabe-Frequenzbereich eine Weile, um festzustellen, auf welcher Frequenz man ein Relais mit sehr guter Feldstärke empfängt. Bei der Beobachtung der Gespräche auf diesen Relaisfunkfrequenzen wird man feststellen, dass häufig viele Stationen an einer großen Runde beteiligt sind. Grundsätzlich kann man sich "dazwischen" hineinmelden, wie ich es oben unter FM-Simplexfunkbetrieb bereits beschrieben habe. Auch hier wird man niemals "brak - break" verwenden, um eine Unterbrechung zu erzwingen.

Wenn Sie die Frequenz eines Relais in Ihrer Nähe kennen und Sie feststellen, dass gerade kein Funkbetrieb läuft, können Sie auch "CQ" rufen. Zunächst müssen Sie durch Aussenden eines 1750-Hz-Ruftones erst einmal das Relais "öffnen": etwa 1 Sekunde Rufton geben und hören, ob die Kennung des Relais kommt. Dann sollten Sie sich aber auch per Mikrofon melden. Beispielsweise beginnen Sie Ihren CQ-Ruf.

Das hört sich etwa so an: "Allgemeiner Anruf von DO1ABC - delta oscar 1 alfa - bravo - charlie. Ist jemand auf der Frequenz, der mir  einen Rapport geben kann?" Dann lassen Sie ohne Zusatzworte die PTT-Taste wieder los. Falls sich niemand meldet, versuchen Sie es noch einmal. Diesmal sagen Sie vielleicht dazu, dass Sie ganz neu sind und Ihre Station gern einmal testen wollen. Falls sich wieder niemand meldet, das Relais aber durch Kennungsausgabe richtig reagiert, müssen Sie abwarten, bis später vielleicht jemand auftaucht oder sich eventuell auf einer anderen Frequenz ein anderes Relais suchen.

Nochmals möchte ich darauf hinweisen, dass der CB-Funk-Jargon ziemlich verpönt ist. Rufen Sie also nie "QRZ" auf einer Frequenz, wenn Sie "CQ" meinen. CQ ist ein allgemeiner Anruf. Mit QRZ ruft man eine Station, deren Rufzeichen man beim ersten Anruf nicht verstanden hat. Dies wird beim CB-Funk häufig falsch gemacht.

 

Der Funkverkehr auf Kurzwelle

Die ersten Funkversuche auf Kurzwelle sind meistens sehr "aufregend". Man weiß vor Aufregung häufig gar nicht, was man sagen soll. Schreiben Sie sich vorher die wichtigsten Dinge einfach auf, dass Sie nichts vergessen, besonders die Daten für die Stationsbeschreibung. Suchen Sie sich für den Anfang eine starke Station in deutscher Sprache, die im 80-m-Band CQ ruft. Sagen Sie dem Funkpartner ruhig, dass Sie gerade neu lizenziert sind. Er wird darauf Rücksicht nehmen und nur immer eine kurze Frage stellen.

Schwieriger wird es natürlich im Funkbetrieb mit nicht Deutsch sprechenden Stationen. Auch hier gilt: Schreiben Sie sich Ihren Text in Englisch vorher auf und lesen Sie von diesem Zettel ab. Das freie Sprechen kommt später von allein. Gleiches gilt auch für die ersten Telegrafie-QSOs.

Noch schwieriger wird der DX-Funkbetrieb. Als DX-Verbindung auf Kurzwelle verstehen Funkamateure eine interkontinentale Verbindung. Bei Anruf einer DX-Station wird man sich vielleicht wundern, dass man auch nach mehreren Anrufen nicht gehört wird, obwohl man kurz zuvor von einer Station aus den USA oder aus Brasilien noch einen guten Rapport bekommen hat.

Man darf nicht vergessen, dass manche Funkamateure sehr gute Richtantennen mit Gewinn und vor allem flacher Abstrahlung und zusätzlich auch noch hohe Sendeleistung verwenden, während man selbst vielleicht „nur“ einen Dipol oder eine Groundplane-Antenne und 100 Watt Sendeleistung benutzt. Damit sind die besser ausgerüsteten Stationen immer zwei oder gar drei S-Stufen stärker und werden deshalb besser gehört.

Deshalb ein Tipp: Verwenden Sie zunächst immer das höchstfrequente Band, auf dem auf Grund der Ausbreitungsbedingungen DX-Funkbetrieb möglich ist. Je höher die Frequenz ist, desto geringer ist normalerweise die Dämpfung der Raumwelle.

Sie können auch einen so genannten gezielten CQ-Ruf starten. Sie haben beispielsweise aus der Ausbreitungsvorhersage entnommen, dass zurzeit gute Funkbedingungen nach Südamerika sein sollen. Sie möchten dies ausprobieren. Dann gestalten Sie Ihren gezielten Anruf beispielsweise so: „CQ South America this is Delta Juliett four Uniform Foxtrott calling you“. Dann sollten sich eigentlich nur Stationen aus Südamerika melden. Meldet sich aber zum Beispiel eine Station aus Europa, antworten Sie: „Sorry, I’m calling for South America“ und setzen Ihren CQ-Ruf nach Südamerika fort.

 

Pile-Up

Manchmal hört man auf den HF-DX-Bändern einen zunächst seltsam erscheinenden Funkbetrieb. Eine Station, deren Rufzeichen man zunächst kaum heraushören kann, ruft andauernd andere Stationen auf und gibt nur ganz kurz „DL... five ‑ nine“. Häufig hört man die Gegenstationen nicht einmal. Wenn man dann 5 oder 10 Kilohertz weiterdreht, ist ein ziemliches „Getümmel“ von hunderten von Stationen zu hören, das man „Pile-Up" nennt.

In solch einem Fall handelt es sich wahrscheinlich um eine so genannte DXpedition (Kurzform von DX-Expedition). Funkamateure fahren zu diesem Zweck in ein Land oder auf eine Insel, wo es nur wenige oder gar keine einheimischen Funkamateure gibt und machen dort vielleicht nur für ein Wochenende Funkbetrieb.

Die OMs der DXpedition möchten in dieser kurzen Zeit möglichst vielen Funkamateuren die Gelegenheit geben, das Land zu „arbeiten“ und halten deshalb das QSO kurz. Außer dem Rufzeichen wird nur der Rapport ausgetauscht und hin und wieder ‑ nach vielleicht jedem fünften oder zehnten QSO ‑ noch der Name des OP und die QSL-Information durchgegeben.

Gelegentlich gibt der OP (Operator) den Hinweis: „5 up“ oder „listening 270 to 280“. Damit ist gemeint, dass man diese Station 5 kHz höher als seine Sendefrequenz oder im Frequenzbereich 270 bis 280 kHz des entsprechenden Bandes anrufen soll. Rufen Sie in solch einem Fall nie auf der Sendefrequenz der DX-Station, denn dort hört er Sie sowieso nicht und Sie stören nur die anderen DXer.

Und noch ein Tipp: Nennen Sie beim Anruf nicht das Rufzeichen dieser Gegenstation, sondern nur einmal ganz deutlich Ihr eigenes Call. Häufig kommen bei solch einem Anruf nur zwei oder drei Buchstaben durch. Wenn der OM dann beispielsweise sagt „uniform foxtrott five nine“, dann sollte nur die Station antworten, die die beiden Buchstaben U und F (uniform und foxtrott) im Call hat und nicht antworten, wenn Sie auch nur eine ähnliche Kombination haben wie O und F oder ähnlich. Warten Sie im Zweifelsfall lieber ab.

Dann aber antworten Sie mit „You are also 5‑9 from delta juliett four uniform foxtrott ‑ thank you“. Der OM bestätigt dann noch kurz das Rufzeichen OK DJ4UF und ruft wieder „QRZ 5 up“.

Bei normalem Funkbetrieb einer seltenen DX-Station sollten Sie nicht dazwischenrufen. Wenn sich der OP mit einem anderen OM länger unterhält, sollten Sie nicht ungeduldig werden. Auch ein OM in einem seltenen Land oder auf einer einsamen Insel hat natürlich das Recht, seinen gewünschten Funkbetrieb so durch­zuführen, wie er es möchte.

 Die QSL-Karten für diese Expeditionsstationen werden meist von einem „QSL-Manager“ verschickt, meistens erst, wenn die Karte der Gegenstation eingetroffen ist. Vielfach werden diese QSLs nur direkt ausgetauscht.

 

DX-Funkverkehr auf UKW

Mit den 50 oder sogar 100 Watt PEP moderner Transceiver und einer Richtantenne mit sieben bis fünfzehn Elementen kann man bei normalen Bedingungen durchaus 300 km auf UKW (2-m-Band) überbrücken. Manchmal aber gibt so super gute Ausbreitungsbedingungen, dass man auch mit kleinsten Leistungen sehr weit kommen kann. Ich habe über solche Erscheinungen wie "troposphärische Überreichweiten" und "sporadische E-Schicht" bereits in der Lektion 9 des Lehrgangs zur Klasse E berichtet. Hier geht es nur darum, wie man sich in solch einem Fall verhält.

Mit kleinsten Leistungen (z.B. 5 Watt) und einer Vertikalantenne bei besonderen DX-Bedingungen CQ zu rufen ist selten erfolgreich, es sei denn, man hat eine ganz besondere Lage, nämlich einen sehr hohen Standort auf einem Berg oder Turm. Aber mit 50 Watt und einer 10-Element-Yagi kann man sich in der Nähe der DX-Anruf-Frequenz eine leere Frequenz suchen und CQ rufen. Bevor man mit Rufen beginnt, muss man erst sehr sicher sein, dass nicht ein anderer Funkamateur bereits diese Frequenz benutzt. Man hört zunächst einige Minuten hinein, wobei man seine Antenne auch mehrmals hin und her dreht. Dann fragt man als nächstes "Ist diese Frequenz besetzt"  oder in englisch: "Is this frequency in use?". Meldet sich wieder niemand, kann man einen ersten CQ-Ruf starten.

"CQ CQ CQ von DO1ABC - delta oscar 1 alfa bravo charly in JO30BR". Natürlich verwenden Sie Ihr Rufzeichen und Ihren Locator! Ich verwende hier DO1ABC nur als Beispiel. Auf 2 Meter oder 70 Zentimeter sollte man bei einem allgemeinen Anruf immer seinen Locator dazu sagen, damit der andere seine Antenne gleich richtig ausrichten kann.

Rufen Sie mindestens dreimal CQ wie eben beschrieben und gehen Sie dann auf Empfang.   Das Ganze machen Sie mindestens drei mal mit gleicher Antennenrichtung und drehen Sie dann die Antenne 20 oder 30 Grad und rufen Sie erneut mehrfach CQ. Wenn Sie sicher sind, dass die Anruffrequenz 144,300 MHz nicht in Gebrauch ist, können Sie auch dort CQ rufen. Auf dieser Frequenz haben etliche OMs ihren Empfänger durchgehend laufen. Dort ist die Chance größer, dass Sie gehört werden. Sobald sich eine Station auf Ihren Anruf hin meldet, müssen Sie von der 144,300 MHz Frequenzwechsel (QSY) vorschlagen.

Hören Sie schon vorher eine andere Frequenz ab, damit Sie nicht "blind" eine Frequenz nehmen, auf der schon eine andere Verbindung läuft. Wählen Sie möglichst als Ausweichfrequenz eine solche, die ziemlich weit weg liegt von der Anruffrequenz, beispielsweise 144,380 MHz oder 144, 230 MHz. Da viele fälschlicherweise einfach nur 10 kHz QSY machen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dort schon ein anderes QSO läuft. Führen Sie dann auf der neuen Frequenz ihr Gespräch fort.

Bei "besonderen DX-Bedingungen" (Sporadic, Aurora) hält man die Verbindung normalerweise recht kurz. Außer Rapport und Namen werden meistens noch Locator oder Standort (Stadt oder Kreis) ausgetauscht und die Station kurz vorgestellt. Wenn Sie als DO-Station ja nur eine QRP-Station verwenden, sollten Sie dies auch erwähnen und um eine QSL-Karte bitten. QSL-Karten werden über den Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) kostenlos ausgetauscht. Allerdings muss man im QSO fragen, ob ein Austausch "über das Büro" erwünscht ist.

 

Das RST-System

  Readability
(Lesbarkeit)
Strength
(Stärke)
Tone
(Ton bei CW)
1 nicht lesbar kaum hörbar äußerst roh
2 kaum lesbar sehr schwach sehr roh
3 schwach lesbar schwach roh
4 lesbar mäßig leicht roh
5 gut lesbar ausreichend musikalisch
6   gut hörbar moduliert
7   mäßig stark instabil
8   stark etwas Brumm
9   sehr stark rein

Das RST-System dient im Amateurfunk zur Empfangsbeurteilung (siehe Tabelle). Die Lesbarkeit ist in fünf Stufen eingeteilt. Normalerweise wird R = 5 verwendet. Nur bei Schwierigkeiten gibt man schon mal R = 4 oder 3. Bei Telefonie wird im 80- und 40-m-Band üblicherweise die Stärke des empfangenen Signals nach dem S-Meter verteilt. Vergleichen Sie aber mal Ihren S-Meter-Ausschlag mit dem von befreundeten Stationen aus dem Ortsbereich. Manche S-Meter zeigen utopische Werte an oder mit einer Behelfsantenne ist die Anzeige viel zu gering. Für den UKW-Bereich gilt: S 9 entspricht 50 µV Empfangsspannung an 50 Ohm. Jede S-Stufe entspricht 6 dB, das ist jeweils die halbe Spannung. Also S8 = 25 µV, S7 = 12,5 µV und so weiter. Um die doppelte Empfangsspannung zu erzielen, muss die Gegenstation die vierfache Leistung aufbringen. Signale stärker als S9 werden mit dB über S9 beschrieben, zum Beispiel: "Ihr Rapport ist 20 dB über S9".

 

Der Standortkenner (Locator)

Um mit nur sechs Zeichen eine genaue weltweite Standortangabe machen zu können, hat die IARU das Locator-System geschaffen.

Man hat die Erde in Größtfelder (Fields) eingeteilt. Sie haben eine Größe von 20 Längengraden und 10 Breitengraden. Das ergibt 324 Größtfelder mit der Benennung AA bis RR. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen im Bereich der Felder JN und JO.

Jedes Größtfeld (Field) wird in 100 Großfelder (Squares) unterteilt. Diese Squares (gesprochen: skwärs) haben eine Ausdehnung von 2 Längengraden und einem Breitengrad. Die Großfelder haben die Bezeichnung 00 bis 99, gezählt von links unten nach rechts oben.

Jedes Großfeld wird nochmals in 24 mal 24 gleich 576 Kleinfelder (Subsquares) unterteilt, deren Bezeichnung von AA bis XX läuft. Die Ausdehnung eines Kleinfeldes ist demnach 1/24 von 2° mal 1/24 von 1°, das sind 5 Minuten mal 2,5 Minuten. Dies entspricht in unseren Breiten etwa den Maßen 7 km mal 5 km.

a22-01.gif (30377 Byte)

Bild: Das Großfeld JO30, Ausschnitt einer Locatorkarte aus dem Logbuch- und Kartenprogramm ARMAP von DL7FU

Für die Ermittlung des Locators gibt es Computerprogramme. Praktisch jedes Logbuchprogramm enthält eine entsprechende Berechnungsmöglichkeit. Nach Bild 22-1 kann ich für meinen Standort im Süden von Aachen den Locator JO30BR ablesen.

 

Die IARU-Bandpläne

Ein geordneter Funkbetrieb ist nur möglich, wenn alle Beteiligten sich an bestimmte "Spielregeln" halten. So haben sich vor etlichen Jahren die Funkamateure aller Länder einer Region - bei uns in der Region 1 also von Norwegen bis Südafrika - zusammengesetzt und Regeln aufgestellt, in welchen Frequenzbereichen man welche Betriebsart machen darf. Die IARU (international amateur radio union) ist die zuständige internationale Vereinigung, die diese Regeln aufgestellt hat. Daran haben sich alle Funkamateure zu halten.

Hier finden Sie die Bandpläne

Allerdings kann niemand bestraft werden, wenn er sich nicht an diese Regeln hält, denn es sind ja keine "Gesetze", nach denen ein Richter eine Bestrafung aussprechen könnte. Dennoch muss ein Funkamateur sich an diese IARU-Regeln halten, weil sonst ein vernünftiger Funkbetrieb nicht möglich wäre. Man sagt, ein Funkamateur hat so viel "Ham-Spirit", sich an die bestehenden Regeln der Funkamateure zu halten.

So ist beispielsweise festgelegt worden, dass die Frequenzbereiche 145,800 MHz bis 146,000 MHz im 2-m-Band und 435 bis 438 MHz im 70-cm-Band für Satellitenfunk frei bleiben sollen. Die Amateurfunk-Satelliten kommen in unregelmäßigen Zeiten über einen Kontinent "geflogen" und ermöglichen den Teilnehmern Funkbetrieb darüber. Wenn nun auf dieser Frequenz ein breitbandiges FM-QSO stattfindet, stört dieses den gesamten Funkverkehr über den Satelliten (der Satellit hört alles!), ohne dass die "Störer" unter Umständen etwas davon merken. Sie hören den Satelliten vielleicht gar nicht, der mit kleinen Leistungen in SSB oder CW sendet und empfängt.  Nur die anderen werden gestört und ärgern sich natürlich darüber, dass so ein "Blödmann" die IARU-Regeln nicht einhält.

Weitere Frequenzbereiche werden von "Anfängern" häufig in der Betriebsart falsch genutzt: die Bakenfrequenzbereiche. Im 2-m-Band ist der Frequenzbereich 144,400 MHz bis 144,490 MHz und auf Kurzwelle ab 14 MHz aufwärts meistens auf den .100-Frequenzen. Baken sind Sender zur Beobachtung der Ausbreitungsbedingungen. Hier darf man nur hören, nicht senden. Denn viele Funkamateure beobachten die Baken, machen Aufzeichnungen und ziehen daraus ihre Schlüsse für den Funkverkehr. Wenn man hier sendet, stört man natürlich den Empfang bei den beobachtenden Stationen.

Also: Bitte halten Sie sich an die IARU-Bandpläne!

Eckart K. W. Moltrecht, DJ4UF