IM97
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Als wir im Frühjahr 2004 (Mitte März) mit unserem
Reisemobil nach Süden fuhren, hat uns David, G4YTL "erwischt" und
fragte, ob wir denn vielleicht auch in das Feld IM97 kämen. Ihm fehlen
nur noch zwei Felder in Spanien und IM97 sei eines davon. Wir waren zu
jener Zeit in Fortuna bei Murcia, noch etwas nördlich von seinem
gesuchten Feld. Nun, das ließ sich einrichten. Wir sahen auf der Karte,
dass das "Mar Menor" in dem gesuchten Feld liegt. So sind wir dort ein
paar Tage hingefahren und haben mit Dave einen Meteorscatter Versuch
verabredet. Allerdings hatte ich nur die kleine Endstufe mit 100 Watt
mit und die Reflexionen im März sind ziemlich schlecht. Nun ja, es
klappte. Er hat knapp 800 Watt und eine 5-Lambda-Antenne zur Verfügung.
So konnten wir uns gegenseitig gut hören und das QSO war in 20 Minuten
"komplett". David hatte dann noch einen Freund aktiviert und ich konnte
am nächsten Tag mit G4HZI ein Meteorscatter-QSO komplettieren.
Ich hatte danach noch einige Skeds, aber es klappte nur
noch mit IW6WJB aus JN72.
Urlaub mit Meteorscatter im Baltikum LY, YL, ES
im Aug. 2004
Im Mai sind diese drei Länder, die zwischen Polen und
Finnland liegen, neu in die Europäische Union (EU) aufgenommen worden.
Nachdem wir vor drei Jahren mit Slowenien und im vorigen Jahr mit Polen
sehr gute Erfahrungen gemacht haben, wollten wir die neuen EU-Länder
besuchen, bevor vielleicht der große Tourismus dorthin einsetzt.
So war es dann wohl auch, denn wir haben sehr wenige
westeuropäische Touristen gesehen, außer auf dem großen Campingplatz bei
der berühmten Wasserburg Trakai (mittleres Bild) im Süden von Litauen, wo viele
Holländer, aber auch Italiener und Spanier zu finden waren. Aber dazu
später. Wir haben unsere Reise so geplant, dass wir genau
zum Maximum des Meteoritenschauers „Perseiden“ in einem seltenen Square
sind. Es gibt nämlich eine so genannte „MWS-Liste“ (most wanted squares)
für seltene Felder auf 2m. In solche Felder fahre ich gern mit meiner
Funkstation und mache von dort aus Meteorscatter. Man benötigt dazu
allerdings eine 2-m-SSB-Station mit mindestens 100 Watt und eine
Richtantenne mit mindestens 9 Elementen. Ich verwende 75 bis 100 Watt
und 13 Elemente. Wir fuhren mit unserem Reisemobil in
zwei Tagen über Berlin und durch ganz Polen und waren nun gespannt, wie
der Grenzübergang wohl vonstatten gehen würde. Tja, wir waren vollkommen
überrascht: Ausweise aus dem Fenster gereicht, der Beamte vergleicht die
Gesichter auf dem Ausweis mit unseren Gesichtern. Zwei Personen? „Gute
Reise!“ Schon waren wir in Litauen.
An der erstbesten Tankstelle probierten wir das Tanken.
Wie bei uns. Selbstbedienung. Zahlen an der Kasse – auch mit den
üblichen Kreditkarten ohne Probleme. Aber es gibt auch auf dem Lande in
Estland auch Tankstellen, da muss man erst bezahlen und dann wird die
Zapfsäule für die gewünschten Liter frei geschaltet. Dort tankt aber
praktisch keiner mehr. Diese Tankstellen werden wohl aussterben.
Dann fuhren wir auf einer fast leeren Straße in das
erste Naturschutzgebiet im Südosten Litauens. Wunderbares Wetter,
Burgbesichtigung, Dampferfahrt. Alles bestens. Auf dem Campingplatz
waren praktisch nur „ausländische“ Wohnmobile und Zelte von Litauern, am
Autokennzeichen zu erkennen. Sie haben dort die gleichen weißen
Nummernschilder mit dem blauen EU-Zeichen und LT für Litauen, LV für
Lettland und ES für Estland darin.
Ach! Vorher waren wir noch in einer Kleinstadt, um uns
Brot und Getränke zu besorgen. Alles sehr billig. Brigitta sagte, sie
hätte den Eindruck, dass alles etwa halb so viel oder noch weniger
kostet als bei uns. Ein Flasche Bier 0,5 l im Laden umgerechnet 40 Cent,
ein großes Eis für jeden je 30 Cent oder so. Bargeld hatten wir vorher
per VISA-Karte am Automaten bekommen.
Besuch der Hauptstadt Vilnius. Sicherheit? Kein Problem.
In Polen, ja da werden wohl Autoteile geklaut, aber in Litauen: kein
Problem. Dennoch haben wir unser Fahrzeug, in dem ja jede Menge
Wertsachen waren, wie Funkstation, Notebook usw. auf einem bewachten
Parkplatz abgestellt. Aber dann sahen wir in der Stadt auch Wohnmobile
„einfach so“ auf einem Parkplatz stehen. Auch später, als wir mal auf
einem See Paddeln waren, hatten wir gar keine Befürchtungen, das Auto am
Bootsverleih einfach stehen zu lassen. Natürlich haben wir keine
Wertsachen mitgenommen auf die Paddeltour. Alles war also im Auto – auch
nachher noch! :) Wir sind dann nach einem Reiseführer
„Baltikum“ im Osten durch Litauen, dann durch Lettland und schließlich
bis an den großen See im Nordosten Estlands gefahren, dort, wo am
anderen Ufer Russland ist. Die Straßen sind in allen drei Ländern als
gut zu bezeichnen. In Lettland gibt es noch viele Nebenstraßen, die
nicht asphaltiert sind, so genannte Schotterstraßen. Darauf fährt es
sicht gar nicht schlecht. Da es allerdings sehr warm und trocken war,
staubte es sehr auf diesen Straßen und wir haben sie gemieden.
Mit der Sprache gab es eigentlich auch keine Probleme. Die jüngeren
Leute sprechen etwas Englisch und viele der älteren Leute können etwas
Deutsch. In den Touristen-Infos waren die Prospekte grundsätzlich in
Englisch und/oder Deutsch. Wir sind jeden Tag Essen gegangen, denn Essen
gehen kostet mit Vorspeise und Getränk meistens weniger als umgerechnet
5 Euro pro Person. Wir haben auch schon mal nur 3 Euro bezahlt. Im
Restaurant gab es meistens mindestens eine Bedienung, die etwas Deutsch
konnte. Mit Englisch konnte man sich überall verständigen.
Zum Funkbetrieb: Jeden Tag hatte ich Sked in SSB auf Kurzwelle mit DF7KX
in Schweden und DK3OZ in Polen. Wir hatten alle drei etwa gleich große
Abstände zueinander und trafen uns morgens um 8:30 Uhr auf 40 m in der
Nähe von 7046 kHz. Wenn wir uns nicht in SSB getroffen hatten, konnten
wir uns aber immer über Pactor erreichen, selbst sogar wenn der andere
auf der Fahrt war. Meine Box im PTC ist praktisch immer eingeschaltet.
Ich habe außerdem ein GPS angeschlossen und man kann meinen Standort mit
dem „Position-Befehl“ jederzeit abfragen. Dazu steuert der PTC
verschiedene Frequenzen des IC706 nacheinander durch (Scan-Betrieb).
Ein anderes „funktechnisches“ Erlebnis hatte ich direkt im ersten Ort,
wo wir einkaufen waren. Ich hatte draußen vor der Tür auf dem Parkplatz
auf Brigitta gewartet, hatte die große Antenne aufgebaut (Draht von 10m
an einer Angelrute hochgezogen und mit SGC-Automatiktuner angepasst),
als ich von einem jungen Mann in Englisch angesprochen wurde: „Ich bin
LY2PJ. Nice to see you“. Er hatte mich an der großen Antenne sofort als
Funkamateur identifiziert. Unsere beiden Rufzeichen (DH4KYL & DJ4UF)
stehen ja auch recht groß auf der Rückseite des Wohnmobils. Er sagte uns
noch die Frequenz des Repeaters. „Sorry, ich muss weiter arbeiten“ und
stieg zu seinem Kollegen ins Auto. Im Osten der drei
Länder sind wir also nach Norden gefahren. An der Nordküste von Estland
nach Westen und dann an der Westküste der drei Länder wieder nach Süden.
Viel Natur gibt’s im Baltikum, viele Seen, Flüsse und Wälder. Ganz
anders als im trockenen Spanien! Und Störche haben wir gesehen. Brigitta
hat sich den Spaß gemacht und mal gezählt, wie viele Störche wir denn so
an einem „Fahrtag“ zu sehen bekamen. Einmal ist sie bis 174 gekommen und
noch einige Male über hundert. An anderen Tagen waren es auch schon mal
„nur“ 20.
Pünktlich zum 11. August waren wir in dem „MWS-Square“
KO17. Zwei seltene Squares liegen auf einer Landspitze westlich von Riga
in Lettland. Nun kam aber das Problem. Das ganze Gebiet ist wohl ein
einziger riesengroßer Wald mit hohen Kiefern. Keine Chance, auf 2m dort
hindurch zu funken. Wir fuhren von Campingplatz zu Campingplatz: Keine
Chance. Nach Südwesten (Richtung DL) immer hohe Bäume. Aber auf einer
Informationstafel war ein See zu sehen. Im Norden dieses Sees war ein
Campingzeichen eingezeichnet. Vielleicht haben wir Glück und man kann am
Ufer des Sees stehen und nach Südwesten über den See funken. Wir mussten
erst noch einen zwei Kilometer langen weichen Sandweg „meistern“ und
hatten dann Glück. Der Platz war ziemlich leer, die Saison wohl schon zu
Ende.
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Ich konnte vorn am Schilf des Sees stehen und hatte
die gewünschte freie Abstrahlung. Und Strom hatte ich auch. Das war
ja eine zweite Bedingung. Ansonsten hätte man schon mal „irgendwo“
einen Platz an der Straße gefunden, wo keine Bäume standen. Aber ich
brauchte ja Strom. Ich wollte schließlich zwei Tage (und Nächte) mit
100 Watt senden. Für Kurzwelle (Pactor-Gateway ins DL-Cluster)
verwendete ich die Vertikalantenne (Angelrute) und für 2 m eine
13-Element-Yagi.
YL/DJ4UF in KO17 |
Fazit: Es hat sehr gut geklappt. Ich meldete mich über
Pactor-Kurzwelle (Gateway) im Cluster von DB0PRA-9 und wenige Minuten
später wurde mein CQ-Ruf auf 144,370 MHz in WSJT-Meteorscatter auch
schon gehört und beantwortet. Ich konnte an den zwei Tagen 32 komplette
Meteorscatter-QSOs fahren, nicht nur nach Deutschland, auch nach PA, ON,
OK, S5, F, HB9. 32 MS-QSOs an zwei Tagen ist recht viel. Früher, bei
meinen Meteorscatter-„Expeditionen“ in High-Speed-CW hatte ich an einem
Wochenende schon mal 10 oder 15 QSOs „geschafft“. Und man musste sich
eigentlich vorher zeitlich genau verabreden. Es wurden Skedlisten
gemacht. Für jedes QSO wurde eine Stunde eingeplant. Jetzt mit „WSJT“ (Meteorscatter
in FSK – frequency shift keying per Computer) dauert ein QSO manchmal
nur fünf Minuten. Und man macht keine Verabredungen mehr, sondern ruft
einfach CQ. Es ist eine hervorragende Betriebsart, um seltene Squares
auf zwei Meter zu aktivieren.
Folgende Stationen hatten ein komplettes QSO mit YL/DJ4UF
in KO17:ON7EH, DJ5HG, DL4MEA, DJ9FG, DL8EBW, DF8IK, DK9TF,
PA3BIY, DJ9YE, PA5DD, DH2OAA, PE1HWO, S55AW, DF2ZC, OM5CM, DF5NK,
F5LRL, DJ8MS, HB9FAP, F5JNX (ca. 30 Minuten), OK1DFC, DJ3HW, DF7KF,
DJ8ES, PA2M, ON6NL, DH9GCD (tnx für MMM), DK3EE, S50C, DL5ROB,
DL6BF, DL2KK.
DJ9CZ, DL1RNW, DL2RMC und andere haben nicht lange genug
durchgehalten. Manchmal kam mehr als fünf oder einmal sogar acht
Minuten keine Reflexion zustande.
Bei DH9GCD war etwas Merkwürdiges passiert. Überwiegend - auch bei
starken Signalen, wurde sein Rufzeichen als DH9HCH vom Programm WSJT
angezeigt. Erst als der OM mich mit "MMM" darauf aufmerksam machte,
dass sein Call von mir falsch gegeben wurde, habe ich dies gemerkt.
Aber immer wieder - auch bei dem starken Burst mit der Aufforderung
"my call" (MMM) stand außer DH9GCD auch wieder DH9HCD mit dabei.
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Inzwischen habe ich schon von vielen OM die QSL-Karte
direkt bekommen mit der Bemerkung: „Neues Square, bitte QSL“. Natürlich
habe ich bereits alle QSL-Karten aus YL (Lettland) mit der Bestätigung
von KO17 über das Büro abgeschickt. Ehrensache! Es war
eine sehr interessante Reise. Wir werden sicher noch mal nach KO17
kommen oder vielleicht beim nächsten Mal KO07 aktivieren. Aber es ist
auch sehr weit! Wir sind insgesamt zirka 5000 Kilometer gefahren. Na ja,
Südspanien und zurück ist weiter. Aber ich liebe es, Reisen mit dem
Amateurfunk zu verbinden. Auch im Winter werden wir
wieder das eine oder andere Feld in Südspanien auf diese Weise
aktivieren. 73 Eckart, YL/DJ4UF und Brigitta, YL/DH4KYL –
August 2004. |